top of page

Schostakowitsch hochkonzentriert

  

Es braucht manchmal nur zwei Instrumente, um den Kosmos eines Komponisten aufzuzeigen. Das demonstriert das Duo TschoppBovino: Das Konzentrat der Musiksprache von Dimitri Schostakowitsch ist in diesen beiden Duo-Sonaten enthalten, das Groteske, Schneidende, Elegische, die Wut, all die heftigen Emotionen, wie man sie aus seinen fünfzehn Symphonien und Streichquartetten, seinen Konzerten und aus seinen Opern kennt. Mirjam Tschopp und Riccardo Bovino spielen die beiden Sonaten aus dem Spätwerk von Schostakowitsch drängend intensiv und prägnant. Das ist Musik auf Messers Schneide. Beißende Flageoletts und fahle Pizzicati sind vom Streichinstrument zu hören, zischende Triller und dumpfes Grollen im Klavier. Die eigenwilligen, launischen Übergänge der disparaten Stimmungen und vielfältigen idiomatischen Anspielungen geraten schlüssig, die Linienführung ist gestochen scharf. Die mutwilligen Oberflächenreize, die intimen Zurücknahmen, die Tiefen dieser Werke, all das überzeugt hier.

Magazin Concerti (Eckhard Weber)

Juni 2016

Aufbruch und Verstummen

  

[...] Tschopp und Bovino haben viel zu bieten an Nuancen des Ausdrucks, aber das ist auch bitter nötig, nur so wird diese vergeistigte Musik lebendig. Die Ruppigkeit und aufgewühlte Atemlosigkeit zu Beginn des schnellen zweiten Satzes der Geigensonate gelingt eindringlich, ebenso wie sie diesen Charakter nicht einfach durchhalten, sondern die tänzerischen Facetten durchscheinen lassen, und damit Spannungen erzeugen. Bloss: Es ist ein Totentanz, die rhythmische Gnadenlosigkeit gewinnt. Auch die Bratschensonate, das letzte vollendete Werk Schostakowitschs, tanzt in der Mitte, kurz nur, weit weniger heftig, bald franst es wieder aus, wie auch alles andere reduziert wird, in diesem überaus anspielungsreichen, bis auf das Skelett von wenigen musikalischen Ideen entkleideten Werk. Dieses Verstummen, Reduzieren, Verklingen erhält unter den Händen von Tschopp und Bovino eindringliche Gestalt.

Musik & Theater (Reinmar Wagner)

September/Oktober 2016

Der wahre Avantgardist in neuer Referenzqualität

   

[...] Die Neuaufnahme der Bratschensonate und der um sieben Jahre vorangegangenen Violinsonate durch Mirjam Tschopp und Riccardo Bovino bewegt sich auf olympischen Höhen. Nicht nur, das Tschopp sowohl auf der Geige als auf der Bratsche eine herausragende Virtuosin ist: Bei ihr klingt die Bratsche zudem nicht wie eine tiefere Geige, sondern eben wirklich originär, wie eine Bratsche im schönsten Sinne klingen kann, als authentischer Ausdruck des Alt-Registers mit grandios mächtiger Tiefe. Tschopps Ausdruck umfasst eine weite Skala. Grundsätzlich fällt eine unsentimental innige Herbheit auf, die sich allerdings in idealtypischer Weise mit Schostakowitschs weltabgewandtem Spätstil verbindet. Bovino ist ihr ein souverän mitgestaltender und intensiv zuhörender Partner, und beide sind in jeder Hinsicht bestens aufeinander abgestimmt, auch in den dynamisch heikelsten Abschnitten bilden sie ein exzellent abgestimmtes Duo. Überhaupt ist das dynamische Spektrum mit entschlossener Bewusstheit sehr weit gespannt. [...]

  

Es handelt sich um eine Referenzaufnahme, wie seit Jahrzehnten keine gleichrangige vorgelegt wurde. Gerne hören wir mehr von diesen außergewöhnlich ernsthaften und befähigten Künstlern.

The New Listener

16. August 2016

"CD der Woche"  in Klassik Heute

  

[...] Da Mirjam Tschopp beide Instrumente gleichberechtigt spielt, erscheinen sie und ihr Partner als „Traumkonstellation“ schlechthin, was auf dieser CD dem Eindruck von großer Nähe dieser beiden Sonaten zueinander auch hörbar zugute kommt.

Wer nun das Attribut „hineinstürzen“ mit ungestüm oder jugendlich-stürmisch um jeden Preis gleichsetzt, wird beim Hören schnell eines besseren belehrt. Viel passender erscheinen Attribute wie hellwach, glasklar, aufgeklärt. Oder: unbestechlich und dabei messerscharf präzise. Denn genau diese Qualitäten stehen hinter jenen intensiven Spannungszuständen, in denen gerade aus den leisen Registern dieser Kompositionen umso mehr Intensität hervor geht. Tschopp und Bovino machen das „piano“ zu dem, was es bei Schostakowitsch ist – zu etwas tiefgründigem und lauerndem! Karg und minimalistisch, dabei fast bestürzend eindringlich gestaltet das Duo solche Parts und schafft es mühelos, über lange Zeiträume in enormer dynamischer Feinabstimmung eine bezwingende Dramaturgie aufzubauen.

  

Am Anfang von op. 134 hebt die Violine über eine Zwölftonskala zu beschwörendem Klagegesang an, während das Klavier über lange Strecken einstimmig bleibt. Je weniger Töne, desto eindringlicher – dieses von Schostakowitsch gerade in den letzten Sonaten auf die Spitze getriebene Prinzip, hat dieses Duo tief verinnerlicht. Tschopps Violinton ist vibratoarm, elegant und souverän kraftvoll. Und aus den ganzen unruhigen Ruhezuständen heraus wirken die dynamischen Verdichtungen wie wütende Impulse eines Aufbegehrens. Zupackend und mit unerbittlich treibender rhythmischer Wucht geht es in den schnellen, lauten, extrovertierten Mittelsätzen zu. Faszinierend, wie in vielen rasanten Synkopenparts perkussive Klavierimpulse mit grell aufblitzende Pizzicati verzahnt sind. Langsam-schnell-langsam, diese radikale Umkehrung der „normalen“ Sonatensatzfolge behält im Spiel der beiden eine wohldosierte Symmetrie.

  

Auf die zweite hier eingespielte Sonate treffen solche Qualitäten nicht minder zu – wenn auch unter den Händen des Duos diese „Lebensabschieds“-Sonate noch introvertierter als ihre Vorgängerin beginnt, hörbar innigere Elemente aufblitzen und in der Mitte ein leidenschaftlich tänzerischer Satz nur so vor Lebensbejahung zu strotzen scheint. Aber auch, wenn sich gerade diese letzte Komposition eines Genies mehrmals zu berührend schönen, fragilen Melodien aufschwingt – deren Hinterfragungen, die gerne bis zu grotesken Zerrbildern reichen, lassen nie lange auf sich warten. In diesem Spätwerk treten Elemente aus der Zwölftonmusik und einer zuweilen sehr direkten Beeinflussung durch Alban Berg ausgesprochen stark zutage. Die Klarheit im Spiel des Duos sorgt dafür, aufregende Reibungspunkte zwischen intellektueller herausfordernder Dodekaphonie und viele emotionaleren Elementen russischer Tonsprache erfahrbar zu machen.

Klassik Heute (Stefan Pieper)

23. Juni 2016

Mirjam Tschopp und Riccardo Bovino geben eine fokussierte Wiedergabe der Dramatik und des Unausgesprochenen in kammermusikalischen Spätwerken von Dmitri Schostakowitsch.

[...] Die eigenartige Welt des Zwielichts von Schostakowitsch findet im Duo TschoppBovino überzeugende Interpreten. Zusammen erweisen sie dem russischen Meister die Reverenz und verbinden wie erhofft Virtuosität und Gefühl für die besondere Dramatik des Komponisten, faszinierend im einzigartigen Umgang mit Licht und Schatten, Ausgesprochenem und Anspielungen, Plakativem und Zurückhaltung.
 

Res Musica (Jean-Luc Caron)

28. November 2016

Klarheit ohne Ende

  

[..] Klänge jenseits von Zeit und Raum. Mirjam Tschopps weicher Bratschenton verleiht diesem resignativen Schwanengesang versöhnliche Wärme. Riccardo Bovino nimmt die verschatteten Farben des Streichinstruments auf, spielt den nie vollgriffigen Klaviersatz des Werks mit einer Klarheit, die ohne jede Schärfe auskommt. Konzentration, eine fast sakrale innere Ruhe zeichnen die Interpretation aus. Das gilt auch für die 1968 entstandene Sonate für Violine und Klavier op. 134, jene dem Geiger David Oistrach gewidmete unendliche Elegie. Der zweite Satz: ein fratzenhafter Tanz auf dem Vulkan.

  

Geboten werden Referenzaufnahmen zweier Meisterwerke der klassischen Moderne.

Badische Zeitung

4. Juni 2016

Die ganze Schostakowitsch-Dimension

  

Selten spielen Geiger ebenso gut und gerne die Bratsche wie die Violine. Das sind meist zwei verschiedene Musikertypen. Eine Ausnahme macht hier die Geigerin Mirjam Tschopp, die seit je auch die dunklere Bratsche liebt. Sie wechselt scheinbar mühelos zwischen den beiden Instrumenten und weiss den Klangreiz, den wesenhaften Unterschied beider Instrumente, raffiniert auszuspielen. [...]

Die elegische Violinsonate G-Dur ist für David Oistrach entstanden, hier setzt Schostakowitsch äusserst sparsame Zeichen, Violine und Klavier dialogisieren in abstrakten und doch klangschönen Reihen nachdenklich miteinander. Diese intime Zwiesprache weiss das Duo Tschopp Bovino mit schillernder Tongebung zu gestalten. Bovino nimmt als Pianist die Farbnuancen des Geigentons intuitiv auf, seine rhythmische Egalität wird nie scharf akzentuiert, die Dramatisierung bleibt stets verinnerlicht.

Auch in der Bratschensonate, diesem weiträumigen Abgesang zwischen reiner Tonalität und zwölftönigen Linien, kann man nicht anders, als gebannt zuzuhören. Der sonore Bratschenton wird von Tschopp warm und kraftvoll, im tänzerischen Allegretto sogar beeindruckend aggressiv zelebriert. Der Klaviersatz ist nie vollgriffig, es sind zwei lineare Stimmen, die schicksalshaft miteinander verbunden sind.

Die beiden Musiker gehen subtil aufeinander ein, und doch behauptet jeder seinen Part. Dass sich einem in dieser schlichten Zweistimmigkeit die ganze Schostakowitsch-Dimension eröffnet, ist ihrer konzentrierten Eloquenz und gestalterischen Weitsicht zu verdanken. Das geht unter die Haut.

Zürcher Oberländer (Sibylle Ehrismann)

8. Juni 2016

Journal Frankfurt listet die CD als Nr. 2 seiner Top 5

  

​[...] Die Einspielung ist ein Musterbeispiel für Präzision: ton- und aufnahmetechnisch wie auch interpretatorisch. Die Motive und musikalischen Gedanken scheinen förmlich vor den Boxen zu stehen, glasklar und detailliert. So macht Musikhören Spaß!

Journal Frankfurt

17. Mai 2016

Atmosphärisch dichte Shostakovich-Sonaten

  

[...] Die verschiedenen Stimmungen und Emotionen von Melancholie über beißende Ironie bis hin zu kräftigem Unmut durchmessen Mirjam Tschopp und Riccardo Bovino mit viel Gestaltungssinn und einer kompletten Beherrschung der Palette dynamischer und farblicher Nuancen.

Pizzicato

26. Juni 2016

Ergriffenheit folgt langer Applaus

  

[...] Berührend wurde es dann nach der Pause. „Ganz viele Komponisten haben erst ganz am Ende ihres Lebens für Bratsche geschrieben“, schickte Tschopp der Darbietung der Viola-Sonate von Dimitri Schostakowitsch voraus.

Intensiv und packend zeichnete die Bratschistin das leidenschaftliche Aufbegehren, die leisen Momente der scheinbaren Schicksalsergebenheit nach. Als die letzten Takte des finalen Adagios verklungen waren, herrschte Totenstille. Erst zögernd fanden die Zuhörer in den verdienten Applaus, der dafür umso höher aufbrandete.

Anzeiger Burgdorf

13. Mai 2014

Feinschliff, Eleganz und erlesener Wohlklang

  

[...] ln Ludwigshafen imponierten sie durch eminent gepflegtes Zusammenspiel. Unbestechliche technische Kompetenz und kultivierter Ästhetizismus standen in diesem Konzert durchweg groß geschrieben; die Wiedergaben gefielen durch Feinschliff und Eleganz der Formulierungen.

Das galt gleich für das Auftaktstück des Programms. Mozarts Klavier-Violinsonate in F-Dur (KV 376) kam beschwingt und ausgesprochen anmutig daher. [...] Dies verdankte sich dem farbigen Duktus, dem wachen gestalterischen Impuls, der beweglichen Dynamik mit ihren flexiblen Zwischenstufen und feinen Akzentuierungen. Nicht unwesentlich trugen zum günstigen Gesamteindruck die differenzierte Art bei, mit der Tschopp im letzten Satz das Rondothema bei jeder Wiederkehr variierte, und die ebenmäßige sangliche Linie des langsamen Mittelsatzes.

Apropos sanglicher Gestus: Sowohl auf der Violine als auch in Mendelssohns Sonate für Viola und Klavier (einem Jugendwerk ohne Opuszahl) auf dem tieferen Instrument produzierte Tschopp erlesenen streicherischen Wohllaut. [...]

Nach dem mit Temperament und im Detail einfühlsam vorgetragenen Mendelssohn griff Tschopp nach der Pause wieder zur Geige und entwickelte verfeinertes Gespür für den rhapsodischen Tonfall bei ständigen Tempowechseln von Enescus dritter Violin·-Klaviersonate in a-Moll (op. 26, „im rumänischen Volkston“). Von Bovino trefflich sekundiert, schwelgte die Geigerin im abwechselnd melancholischen und entfesselten Überschwang der Gefühle. Viel Beifall zum Schluss und als Zugabe ein Nocturne von Lilli Boulanger.

Rheinpfalz / Mannheimer Morgen (Gabor Halasz)

November 2012

Tschopp beeindruckte [bei Bach] mit sicherer Technik und einer gleichermaßen kraftvollen und tragfähigen wie schlackenlosen Tongebung, die manchmal fast spröde aber dabei sehr expressiv daherkam, beispielsweise in den sanglichen Passagen des langsamen Satzes. Voll jugendlichen Feuers, temperamentvoll musikantisch und dennoch diszipliniert präsentierte sich die Allemande, voll virtuoser Gelöstheit die abschließende Gigue.

[…] In einer Umsetzung, geprägt von der meist klug sich zurücknehmenden Virtuosität des Pianisten, von Delikatess und beschwingter Eleganz der Geigerin, zuweilen auch mit dezentem Pathos in den Geigenkantilenen des Adagio, erwies das Duo TschoppBovino der Genialität dieses lange unterschätzten Musikers seine geschmackvolle Reverenz.

Der spektakulärste, unterhaltsamste und wohl auch am meisten beeindruckende Teil dieser Matinée war da freilich schon vorausgegangen in Form der "Märchenbilder" für Viola und Klavier von Robert Schumann. […] In Tschopps fulminantem Bratschenpart jedenfalls legte dieses Instrument seine ganze Schüchternheit ab, schien sich - in leidenschaftlichem Austausch mit dem gleichfalls spektakulär eingreifenden Pianisten – gegen die vorgegebene Rolle regelrecht aufzulehnen und ein bewegtes Plädoyer in eigener Sache zu halten. Im zweiten, mit "lebhaft" untertitelten Stück der "Märchenbilder" herrschte geradezu zigeunerhafter Furor. […]

Südwest Presse / Fränkische Nachrichten

Juli 2012

Please reload

bottom of page